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… mit Ihrem Kleinkind

Wie können Sie einem Kleinkind etwas so Kompliziertes wie die Tyrosinämie erklären?

Die einfache Antwort darauf: gar nicht! Es ist aber im Kleinkindalter auch noch nicht notwendig, auf die Details der Erkrankung einzugehen! Wie Kinder ihre Umwelt sehen, empfinden und für sich erklären, unterscheidet sich extrem von der Wahrnehmung eines Erwachsenen. Ihre Antworten auf Fragen wie: „Warum habe ich Tyrosinämie?“, „Warum hast du keine?“ oder „Warum darf ich das nicht essen?“ müssen sich daher dem Verständnis Ihres Kindes und seiner jeweiligen Entwicklungsphase anpassen.

Kinder im Vorschulalter können noch keine logischen Verknüpfungen von verschiedenen Sachverhalten herstellen. So verstehen sie beispielsweise schon, dass ein Medikament ihnen hilft, aber nicht, was genau in ihrem Körper passiert. Sie könnten also z. B. sagen: „Das Medikament brauchst du, damit du genauso spielen kannst wie andere Kinder“ oder „Das Medikament sorgt dafür, dass du keine Bauchschmerzen bekommst.“

Sie begreifen auch, dass sie bestimmte Lebensmittel nicht essen dürfen, können aber die Zusammenhänge nicht verstehen. Sie verstehen nur, was sie selbst sehen oder fühlen können. Sie könnten daher z. B. sagen: „Frag immer, ob du etwas essen darfst. Manche Sachen darfst du nicht essen, weil du dann ganz schlimme Bauchschmerzen bekommst.“

Was Vererbung ist, verstehen Vorschulkinder ebenfalls noch nicht, und schon gar nicht, was Chromosomen oder Gene sind. Fragt Ihr Kind, warum es Tyrosinämie hat, dann sagen Sie ihm: „Du wurdest damit geboren.“ Versichern Sie ihm, dass es die Krankheit nicht hat, weil es etwas Schlimmes getan hat. Sagen Sie ihm, dass es Kinder gibt, die Tyrosinämie haben, und andere, die sie nicht haben. So wie manche Kinder eine Brille tragen müssen und andere nicht.

Glühbirne

GUT ZU WISSEN

Fangen Sie früh mit Ihren Erklärungen an!

Sobald Ihr Kind die ersten Fragen stellt, warum es ein Medikament oder

die Aminosäurenmischungen nehmen muss (und die Geschwister nicht)

oder bestimmte Sachen nicht essen darf, ist es alt genug, um erste
Erklärungen zu seiner besonderen Situation zu verstehen. Je früher Sie

damit beginnen, desto mehr Verständnis wird es im Verlauf der Jahre für
kompliziertere Erklärungen entwickeln.

 

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Vermeiden Sie Essensfallen!

Kann Ihr Kind alleine den Kühlschrank öffnen, wird es immer schwieriger, verbotene Nahrungsmittel zu vermeiden. Hier ein paar Tipps, wie man ein entdeckungsfreudiges Kleinkind besser kontrollieren kann.

Räumen Sie Essensreste nach dem Essen immer gleich weg, damit Ihr Kind nicht versehentlich etwas Falsches isst. Erklären Sie allen Familienmitgliedern, dass sie keinesfalls Essbares irgendwo herumliegen lassen dürfen.

Installieren Sie Kindersicherungen an den Schranktüren.

Bewahren Sie verbotene Lebensmittel außerhalb der Reichweite Ihres Kindes auf – vor allem verführerische Sachen wie Kekse oder Schokolade.

Bewahren Sie eiweißarme Lebensmittel in einem Schrank auf, den Ihr Kind erreichen kann. So kann es sich – mit Ihrer Erlaubnis – selbst etwas nehmen.

Haben Sie immer „erlaubte“ Lebensmittel zu Hause, z. B. frisches oder getrocknetes Obst und eiweißarme Süßigkeiten, damit Ihr Kind zwischendurch eine Kleinigkeit essen kann.

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Ernährung erklären hilft – auch bei Kleinkindern

Ihr Kind wird lernen, dass es Dinge gibt, die es nicht essen darf. Erklären Sie ihm immer, weshalb das so ist, und bieten Sie eine eiweißarme Alternative an. Das hilft Ihrem Kind, sich nicht ausgeschlossen zu fühlen. Es ist nicht nötig, dass die ganze Familie auf die „verbotenen“ Nahrungsmittel verzichtet. Ihr Kind muss lernen, zu akzeptieren, dass es sich anders ernähren muss. Es gibt viele gute eiweißarme Alternativen. Wenn die Familie z. B. ein Hühnchengericht mit Reis isst, können Sie Ihrem Kind eine Variante mit Gemüse und Reis zubereiten. Anstelle von Schokolade kann es Fruchteis geben oder einen Obstkuchen mit eiweißarmen Streuseln. Vieles wird einfacher, wenn Sie das Kind einbeziehen und ihm die Ernährungsweise erklären.